Kemper-Rigs für den Live-Einsatz einstellen (Soundunterschiede minimieren)

  • Hallo zusammen,

    ich nutze zu Hause zum Einstellen meiner Rigs zwei KRK RoKit 6 Studio-Monitore, also relativ neutrale Abhöre.
    Die Teile sind direkt über XLR an den Kemper angeschlossen (Main-Out).

    Live auf der Bühne geht der Main-Out über XLR zum FOH ins Pult.

    Die Output-Sektion ist für beide Fälle quasi gelockt. Daran wird also nichts geändert. EQ in der Output-Sektion ist unverändert überall auf -0-.

    Zum Problem:
    Ich hab ziemlich große Differenzen bei Cleansounds, gerade wenn viel an Effekt drauf ist.
    Über die KRK klingen die Rigs "fett", fast schon zu basslastig. Effekte wie Hall und Delay kommen schön durch.
    Spele ich das Rig dann aber an einer PA (getestet an 5 unterschiedlichen Anlagen während der letzten Gigs), ist der Cleansound so dünn dass man Zahnschmerzen bekommt.
    Von den Effekten ist absolut nichts über die PA zu hören.

    Ich dachte relativ neutrale Studiomonitore lassen mich den Sound zumindest einigermaßen für die PA vorbereiten. Clean scheint das aber bei mir nicht zu funktionieren.
    Da wir bei jedem Auftritt eine andere PA und einen anderen FOH-Menschen haben, ist es natürlich nicht möglich, sich 30 Minuten rauszunehmen und den Gitarrensound so zu gestalten, wie ich ihn gerade im Kopf habe.

    Was mache ich falsch? Habt ihr Tips für mich?
    Danke!

    Greetings

    ESP Eclipse Black Distressed | Schecter S-1 "Zacky V Blade" | Kemper Stage |

    EVH Frankenstrat | Fender Strat 

  • Sound möglichst in der Lautstärke, in der sie dann auch live genutzt werden UND im Bandkontext einstellen.


    Die Rokit6 würde ich persönlich nicht unbedingt als neutral beschreiben, aber davon abgesehen werden zu Hause ganz andere Lautstärken gefahren und es ergeben sich oft stehende Wellen im Bassgebereich, die diesen dann mächtiger klingen lassen als er wirklich ist. Gerade, wenn die Abhöre nahe einer Ecke steht.

    Darauf achten, dass der PROFILER nicht das Board überlastet - gerade wenn das immer wieder andere FOH Leute sind - unbedingt mit denen den Pegel checken.

    Sound grundsätzlich mittiger einstellen, Definition runter, Mitten rein, HiCut probieren.

    Wie deine Gitarre solo über die PA klingt ist eigentlich ziemlich unerheblich, da dieser Fall eigentlich nie vorkommt - und ein fertig produzierter Live Gitarrensound (und dafür sind die FOH Leute ja da) klingt auf Solo immer recht fürchterlich - es soll ja im Mix funktionieren.

    Um für dich die beste Reproduzierbarkeit zwischen zu Hause und auf der Bühne zu erreichen empfehle ich In-Ear Monitore, bei deinem PA Sound musst du dann halt auch ein Stück deinem Mischer vertrauen.

  • DonPetersen

    Vielen Dank für deine Antwort. Ich versuche mal auf jeden Punkt einzugehen.

    Die Output-Sektion inklusive Lautstärken ist immer unverändert. Live und zu Hause kommt also das gleiche raus.
    Pegel ist nicht zu hoch. Minus 12dB Pad ist gesetzt und die Lautstärke ist konstant bei -12dB. Die Hardwareknöpfe sind getrennt, so dass nichts aus Versehen verstellt werden kann. Den Pegel hatten wir vor Jahren mal genau so mit einem FOH eingestellt, dass es da nicht zu "heiß" ins Pult geht. Seitdem waren die FOH-Jungs immer zufrieden mit dem Signal.

    Vielleicht habe ich mich nicht konkret genug ausgedrückt. Es geht nicht um meine Gitarre "Solo". Es geht um meinen Cleansound während dem Gig im Bandkontext.
    Ich rede also tatsächlich vom Mix.

    Wir spielen übrigens InEar über Splitter sowie eigenes InEar-Pult (dort stimmen die Pegel definitiv) und das Verhalten der Haus-PAs lässt sich 1:1 auf das InEar (im Bandkontext) übertragen. Der an den KRKs fett klingende Cleansound, mit Tonnen von Hall und Delay ist auch über das InEar während dem Gig vollkommen trocken (wirklich fast nichts an Effekt hörbar) und dünn. Das gilt übrigens nicht für ein bestimmtes Rig, sondern grundsätzlich. Wenn es ein oder zwei Rigs wären, würde ich einfach andere nehmen. Aber es ist ein grundsätzliches Problem, dass die Cleansounds in allen Belangen über PA und InEar abfallen.

    Die KRKs sind sicherlich nicht die neutralsten Monitore der Welt, aber wie neutral muss es denn sein um ein Rig für einen Gig einzustellen? Wenn ich 5.000 Euro in ein Home-Monitoring stecken muss, um ein Rig einzustellen, dann wird es auch unsinnig 8o .

    ESP Eclipse Black Distressed | Schecter S-1 "Zacky V Blade" | Kemper Stage |

    EVH Frankenstrat | Fender Strat 

    Edited once, last by steffkuenzer (April 28, 2024 at 9:33 PM).

  • Hi,

    habt ihr die Möglichkeit mehrspurig mitzuschneiden, eine Probe oder idealerweise einen Gig? Dann kannst du dir die Spuren nehmen, dein Gitarrenspiel muten und mit deinen Sounds in Verbindung mit dem Live Mix der Band experimentieren.

    Es hat mich im Nachhinein immer erstaunt wie viel hoch-und Mittelton man noch rein schieben muss, damit die Gitarre gut im Mix sitzt.

    Gruß,

    Andreas

  • Wir spielen übrigens InEar über Splitter sowie eigenes InEar-Pult (dort stimmen die Pegel definitiv) und das Verhalten der Haus-PAs lässt sich 1:1 auf das InEar (im Bandkontext) übertragen. Der an den KRKs fett klingende Cleansound, mit Tonnen von Hall und Delay ist auch über das InEar während dem Gig vollkommen trocken (wirklich fast nichts an Effekt hörbar) und dünn. Das gilt übrigens nicht für ein bestimmtes Rig, sondern grundsätzlich. Wenn es ein oder zwei Rigs wären, würde ich einfach andere nehmen. Aber es ist ein grundsätzliches Problem, dass die Cleansounds in allen Belangen über PA und InEar abfallen.

    Gehst du evtl. live Mono rein und stellst daheim Reverb und Delay in Stereo ein? Das macht einen riesigen Unterschied, bzw. ist das auch noch abhängig von der Output Einstellung, also ob du in Stereo raus gehst oder den Output im Kemper auf Mono reduzierst. Solltest du live den Kemper Mono betreiben, dann sollte auch unbedingt im Output die Summe auf Mono stehen, sonst passen unter Umständen die Mixverhältnisse der Dry/Wet Signalanteile nicht mehr.

    Ansonsten hier noch 1-2 Gedankengänge (ich spiele live auch komplett mit InEar). Grundsätzlich spiele ich nie 100% cleane Rigs, das heißt nicht, dass meine cleanen Sounds zerren, aber ein wenig Obertöne können dem Sound meiner Meinung nach nicht schaden. Komplett "cleane" Rigs, also die auch so geprofiled wurden, mag ich persönlich überhaupt nicht, die sind für mich ziemlich leblos. Reverb ist im Live Betrieb immer eine herausfordernde Angelegenheit, weil meist auch noch ein mehr oder weniger großer Raum dazu kommt, der ja nach Publikum mehr oder weniger trocken oder hallig ist. Ich neige dazu, eher mit weniger Reverb zu arbeiten, es sei denn, es handelt sich um FX Reverbs (Shimmer&Co.)

    Du hast ja jetzt die Situation, dass der Sound daheim cool ist, aber sowohl im Bandkontext im InEar, als auch auf der PA nicht klappt. Dann würde ich genau da ansetzen und mal sehen wie weit du kommst, wenn du dir den Sound so einstellst, dass er auf dem InEar dann mit der Band passt. Wie vorher schon geschrieben wurde, du wirst eh daheim nie Lautstärke einer PA reproduzieren können, du kannst also entweder nur mal mit deiner Band eine Probe unter Live Bedingungen anstreben, was sowieso immer eine sehr, sehr gute Sache ist, oder aber du näherst dich mit Erfahrungswerten an. Im InEar hast du zwar auch nicht die Lautheit einer PA und je nach InEar Hörern ist der Sound ja auch relativ, aber du hast dafür den Vorteil, dass du sehr direkt hörst, was da eigentlich passiert, also kannst du da auch ganz gut mal versuchen, den Sound passend einzustellen. Und du hast Referenzen, also wenn du weißt, dass z.B. dein Zerrsound passt, oder aber, dass euer Drum Sound, Bass Sound alle passen und gut kommen, dann sind das deine Referenzen mit denen du mithalten musst.

    Dabei muss man natürlich schauen, dass man im InEar Pult nicht noch die Sounds komplett verdreht und mit viel EQ/Kompression bearbeitet, sonst ist das ziemlicher Blindflug.