Kennt Ihr das? Eine Gitarre will mit den bisher benutzen Profiles einfach nicht gut klingen. Sie liegt ein Jahr in der Ecke, dann hängt man sie mal wieder um, pflügt sich durch die Bestände des Rig Exchange durch, hört viel Mist und plötzlich BÄMM! Das Mörderprofile für diese Gitarre (welches mit den anderen Gitarren irgendwie nur gerade eben nett klingt).
So passiert mit einer Vintage Blugocaster, die ich irgendwann mal günstig bei Ebay geschossen hatte (sie war so günstig, weil der Vorbesitzer ein anderes Pickguard angebaut hat und der Meinung war, dass das den Preis mindert. Für mich war das aber ein wichtiger Grund, sie trotz der verranzten Optik zu kaufen, die Idee mit dem unter dem Pickguard montierten Tonabnehmer und solche Sachen haben mich auf diese Gitarre aufmerksam gemacht, aber ich schweife ab…). An meinem POD HD 500 war sie mit den Sounds, die ich damals hatte, der Sterotyp des Funk und hat mit allen Pickupkombis und fast allen Verzerrungsgraden Höllespaß gemacht.
Dann gönnte ich mir den Kemper und tat, was wohl alle tun: Profiles suchen, Proflies finden, Profiles mit einem seligen Grinsen im Gesicht spielen. Das klappte mit einer anderen Strat ganz wunderbar, die Ibanez RG war mit Engl oder Mesaprofiles eine Waffe und meine Godin aus der Zeit, wo ich mit einem Roland VG 88 gearbeitet hatte, offenbarte auf einmal völlig neue Nuancen. Nur die Blugocaster klang irgendwie nichtssagend, kraftlos und flach. Ok, der Output der Pickups ist recht schwach, aber das hatte ja vorher auch nicht gestört. Also stand das gute Stück erstmal rum.
Irgendwann war mir mal nach ein paar neuen Sounds und einem etwas anderen Spielgefühl, irgendwie brauchte ich mal einen neuen Input und nahm diese Strat wieder in die Hand und suchte nach Profiles, die funktionieren. Ich stolperte über ein paar gute Voxprofiles und ein genial rotziges Orangeprofile, baute daraus mit ein bisschen EQ und ein bisschen Testen von anderen Cabs eine Performance, die mittlerweile zu meinen absoluten Lieblingen gehört. Wenn ich die Profiles dieser Performance mit der Ibanez spiele, wird der Sound schnell undifferenziert und die Godin matscht noch ein bisschen mehr. Macht aber nix, für die habe ich ja andere Performances am Start. Die Blugocaster durfte dann wieder mit zu Proben und Gigs.
And the battle rages on: vor ein paar Wochen habe ich bei Thomann eine PRS SE Custom erworben (sie war halt von 900 auf 600 Euro runtergesetzt, da konnte ich irgendwie nicht widerstehen). Auch sie offenbart ein interessantes Eigenleben in Zusammenspiel mit den ach so gewohnten Profiles. Der Stegtonabnehmer und die Zwischenposition sind mit einigen Profies richtig cool und klingen sehr dynamisch und lebendig, aber der Halstonabnehmer hat so viel Low End und Tiefmitten, dass ich erstmal auf Profilesuche gegangen bin und dieser Gitarre eine eigene Performance gewidmet habe. Jetzt klingt auch der Neckpickup wie er soll und klingt nicht mehr als hätte man die dreckige Wäsche der letzten drei Wochen über den Lautsprecher geworfen. Ich bin noch nicht am Ziel: so ein schöner, offener, bluesiger und dynamischer Crunchsound steht noch auf der Liste…
Kennt Ihr diese Art von Odyssee? Wie geht Ihr mit solchen öhm Rückschlägen um? Bin ich bekloppt und zu empfindlich? Bin ich zu ungeduldig oder inkompetent bei der Suche nach Profiles? Oder ist der Kemper einfach viel empfindlicher und schonungsloser bei unterschiedlichen Gitarren als herkömmliche Modellingteile? Habt Ihr für jede Gitarre eigene Performances am Start? Ich wäre neugierig auf Eure Meinungen.